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Wie man bei der Übersetzung für ein optimales kulturelles Verständnis sorgt

Im Berufsleben und im Alltag hängt alles von einer guten Kommunikation ab. Beim professionellen Übersetzen und Dolmetschen wird die Sprache im Laufe der Zeit durch die eigene Kultur der Menschen geformt.

Natürlich ist die Entscheidung, ob Kultur oder Sprache zuerst da waren, ein typisches „Huhn und Ei“-Dilemma. Ebenso wie die Hände eines erfahrenen Töpferers sind auch die kulturellen Traditionen entscheidend, um die Muttersprache im Laufe der Zeit und innerhalb des Landes zu formen.

Immersive Sprachkompetenz und multikulturelle Erfahrungen sind die Grundlage für unsere Übersetzungs- und Dolmetscharbeit im Berufsalltag. Das Bewusstsein für die wichtigsten kulturellen Werte kann die Qualität der Arbeit eines Übersetzers noch weiter steigern, so trifft der Übersetzer beispielsweise vielleicht den Ton genauer, wenn er einen Text mit Webinhalten übersetzt, oder eine verdolmetschte Rede wird noch besser verständlich.

Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass die kulturelle Wahrnehmung einer Sprache auch unser Verhalten beeinflussen kann. Laut Naira Ramirez-Esparza, einer Assistenzprofessorin für Sozialpsychologie an der University of Connecticut, variieren die Ergebnisse von Persönlichkeitstests je nachdem, in welcher Sprache der Test durchgeführt wurde: „Die Sprache kann nicht von den kulturellen Werten der betreffenden Sprache losgelöst werden“, erklärt sie. „Du nimmst dich selbst durch die kulturellen Werte der Sprache wahr, die du sprichst.”

Diese allgemeinen, gemeinsamen Eigenschaften definieren nicht die Persönlichkeit jedes Sprechers in einer Kultur. Sie sind jedoch ein solider, hochrangiger Leitfaden für eine verbesserte sprachliche Kommunikation über kulturelle Grenzen hinweg. Wird eine Botschaft an das Zielpublikum angepasst, lässt sich dadurch das Verständnis des Publikums für deren wahre Bedeutung und Absicht verbessern.

High-Context vs. Low-Context-Kulturen

Bei der Erforschung menschlicher Gesellschaften geht es in High- oder Low-Context-Kulturen um die implizite im Vergleich zur wörtlichen Bedeutung in der Kommunikation. Das Konzept der High-Context und Low-Context-Kulturen wurde in den siebziger Jahren von Edward T. Hall entwickelt, einem amerikanischen Anthropologen und interkulturellen Forscher.

Im Rahmen seiner Theorien über Proxemik (das Studium der menschlichen Körpersprache und wie Menschen aus verschiedenen Kulturen den persönlichen Bereich betrachten und damit umgehen), versuchte Hall, die verschiedenen kulturellen Kommunikationsstile in aller Welt genauer zu definieren und zu beschreiben.

Wie High-Context-Kulturen Sprache in ihrer Kommunikation einsetzen

High-Context-Kulturen verlassen sich stärker auf implizierte, unausgesprochene Bedeutungen. Gemeinsame Bräuche und lokale Geschichte sind wichtig für Geschäftsbeziehungen und die zwischenmenschliche Kommunikation.

High-Context-Kulturen wie China, Frankreich, Japan oder Lateinamerika legen tendenziell mehr Wert auf gesellschaftliche Bedeutung und emotionale Bindung. Jeder konzentriert sich stärker auf Eigenheiten, Gefühle und Beziehungen als auf geschäftliche Einzelheiten oder Verhandlungen.

High-Context-Kulturen verleihen mündlichen Vereinbarungen mehr Gewicht als detaillierten Papierverträgen. Beziehungen und Geschichte werden zuweilen mehr geschätzt. Für diese Kulturen ist es attraktiver und nachhaltiger, einen bunten Punkt auf umständliche Art und Weise zu setzen. Erfahrene Übersetzer können bei Sprechern, die aus einer High-Context-Kultur stammen, mehr Details und Emotionen hinzufügen.

Wie Low-Context-Kulturen Sprache in ihrer Kommunikation einsetzen

Low-Context-Kulturen wie die Vereinigten Staaten von Amerika, Deutschland, Australien oder Skandinavien bevorzugen eine direktere Kommunikation. Es wird eine Form der Kommunikation bevorzugt, die kurz, klar und wörtlich ist und genau den richtigen Punkt trifft. Die Vorgeschichte oder Geschäftsbeziehung hat hier deutlich geringere Auswirkungen auf den bevorstehenden Geschäftsabschluss.

In Low-Context-Kulturen werden Fakten, genaue Zahlen und Papierverträge mehr geschätzt als alle früheren Verbindungen oder Beziehungen. Das gleiche gilt für die Effizienz, die im Austausch erwartet wird. Diese Kulturen bevorzugen es, schnell zu einem Ergebnis zu kommen. Kürzere Texte, eine Fokussierung auf die Fakten und eine einfachere Sprache sprechen Adressaten eher an, wenn für eine Low-Context-Kultur übersetzt oder gedolmetscht wird.

Individualistische vs. Kollektivistische Kulturen

Ein weiteres Muster, das für mögliche Nuancen bei der Übersetzung eine entscheidende Rolle spielt, ist die Frage, ob der jeweilige Sprecher aus einer individualistischen oder aus einer kollektivistischen Kultur stammt.

Im Allgemeinen legen individualistische Kulturen besonders viel Wert auf Unabhängigkeit, persönliche Leistung und einen kompetitiven Konfliktstil. Kollektivistische Kulturen betonen hingegen soziale Zusammenhänge, Service sowie einen kooperativen Konfliktstil.

Individualistische Kulturen und ihr Kommunikationsstil

Individualistische Kulturen wie Australien, die Vereinigten Staaten, Deutschland, Irland, Südafrika und ein Großteil Westeuropas legen mehr Wert auf den Einzelnen als auf die gesamte Gruppe. Hier orientieren sich die gesellschaftlichen Verhaltensweisen an den Denkweisen, Rechten und Vorlieben des Einzelnen. Menschen gelten als unabhängiger, autonomer und selbstständiger.

Individualistische Menschen neigen eher dazu, Außenseitern offener zu begegnen. Sie lassen sich außerdem weniger durch das Erbe der Vergangenheit beeinflussen, unabhängig davon, ob dieses positiv oder negativ besetzt ist. Individualistische Identität ist nicht durch soziale Netzwerke gebunden oder begrenzt, sondern besteht neben diesen.

 

Menschen in individualistischen Kulturen konzentrieren sich vor allem auf Leistung, Stärke, Durchsetzungsvermögen, individuelle Ziele, Handeln und persönliche Verantwortung für Entscheidungen. Sie gehen davon aus, dass alle Menschen gleich und dazu fähig sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Übersetzer und Dolmetscher, die in individualistischen Kulturen arbeiten, können sich darauf konzentrieren, Einzelpersonen in einer Gruppe anzusprechen, um ein höheres Engagement zu erreichen.

Kollektivistische Kulturen und ihr Kommunikationsstil

Kollektivistische Kulturen wie Russland, Osteuropa und die asiatischen Länder stellen Harmonie, Zusammenhalt und soziale Zusammenarbeit der Gruppe über individuelle Bedürfnisse. Hier sind die Menschen unter Umständen eher bereit, ihre eigenen Bedürfnisse für das Wohl der Gruppe zurückzustellen. Die Menschen hier sind stärker von ihren sozialen Netzwerken abhängig und wenden sich bei Bedarf eher an Familie und Freunde, um Unterstützung zu erhalten.

Kollektivistische Menschen können auch isolierter sein und Außenseitern skeptischer begegnen. Sie neigen außerdem zu der Ansicht, dass ihre sozialen Netzwerke und ihr Erbe stark mit ihrer Identität verknüpft sind.

Menschen in kollektivistischen Kulturen konzentrieren sich stärker auf Harmonie und Zusammenhalt. Entscheidungen werden mit ihrem Netzwerk besprochen, um die Bedürfnisse der Gruppe zu berücksichtigen, und die Verantwortlichkeit liegt bei der Gruppe.

 

Kollektivistische Kulturen erkennen eine Hierarchie an und verhalten sich innerhalb einer Gruppe entsprechend. Übersetzer, die in kollektivistischen Kulturen tätig sind, können Gruppenthemen so ausrichten, dass sie innerhalb einer Arbeitsgruppe mehr Akzeptanz und Engagement gewinnen.

Diese kulturellen Aspekte verleihen der Sprache beim Übersetzen und Dolmetschen eine zusätzliche Farbschicht. Das kann einem erfahrenen Dolmetscher oder Übersetzer dabei helfen, seine Übersetzungskommunikation genauer auf die jeweilige Zielgruppe abzustimmen, so wird ein nuancierterer Ausdruck und ein besseres Verständnis und Engagement erreicht.

Wir bei Atenao sind Experten darin, die Bedeutung der Kommunikation in jeder Sprache und Kultur der Welt zu gewährleisten. Kontaktieren Sie uns noch heute, um zu erfahren, wie wir Ihre mehrsprachigen, internationalen oder interkulturellen Übersetzungs- und Dolmetschprojekte, Meetings, Ausstellungen, Konferenzen und Symposien verbessern können.

 

Wie schon Michel de Montagne einmal sagte: „die universellste Qualität ist die Vielfalt.” Oder in einem Satz, an dem wir uns im Leben und bei unserer Arbeit orientieren: Es lebe der Unterschied!